Kaninchen zur Krisenvorsorge – der Braten im Notfall

Viele kennen noch den Kaninchen-Boxenstall im Garten, der besonders für Kinder zum Erlebnis wird: Im Frühjahr gibt es junge Kaninchen, die erst aufgezogen und dann im Herbst geschlachtet werden. Ein wenig makaber, aber so funktioniert es halt. Unter guten Haltungsbedingungen ist das für die Tiere viel angenehmer, als in der Massentierhaltung die Sonne nicht einmal gesehen zu haben. Ob sich Kaninchen zur Krisenvorsorge eignen, oder doch mehr Arbeit machen als man denkt, schauen wir uns in diesem Beitrag einmal an.

Welche Vorteile haben Kaninchen gegenüber Hühnern

Das Fleisch der Kaninchen ist sehr mager und deswegen eine gesunde Alternative zu Schweinefleisch. Ein Kaninchen ist zudem kleiner und damit leichter zu halten oder zu portionieren. Selbst die Felle lassen sich noch verwenden.

Doch der große Vorteil, mit dem Kaninchen selbst Hühner ausstechen, liegt in der Fähigkeit, alle Aminosäuren aus Grünfutter zu erzeugen. Hühner brauchen nicht allein etwas Kraftfutter, sondern müssen wie Menschen und Schweine essenzielle Aminosäuren mit dem Futter aufnehmen.

Hühner im Stall an der Sonne
Hühner brauchen viel Kraftfutter – ein Vorteil für Hasen, die nur mit Grünfutter auskommen

Legt ein Huhn rund 180 Eier im Jahr, reichen auch die Insekten, Würmer und Schnecken im großen Auslauf nicht mehr aus. Deswegen ist im Hühnerfutter fast immer Soja enthalten. Gibt es das in einer mageren Zeit noch zu erschwinglichen Preisen?

Weidetiere wie Schafe, Ziegen, Pferde und auch Kaninchen kommen mit Grünfutter bereits aus. Wir Menschen würden mit der Zeit einen schweren Mangel erleiden, weswegen auch Veganer auf ausgewogene Soja-Produkte oder Alternativen setzen.

Kaninchenhaltung zur Krisenvorsorge Vor- und Nachteile

Die Vorteile

  • Kaninchen passen in fast jeden Garten
  • viele Jungtiere im Frühjahr und Sommer
  • einfache Aufzucht mit Wiesengras, Heu, Gemüseresten, Wasser und Einstreu für die Hygiene
  • Kaninchen lassen sich gut portionieren
  • es müssen nur wenige Tiere über den Winter kommen
  • mit dämmender Schlafbox überstehen Kaninchen selbst tiefen Frost

Die Nachteile

  • Kaninchen buddeln sich gerne unter dem Zaun durch
  • Jungtiere sind erst im Herbst fett
  • Raubtiere wollen die Kaninchen stehlen
  • es gibt Seuchen, die einen Bestand dahinraffen können
  • ohne Futter, Hygiene und Pflege geht es nicht

Zu erwähnen

Kaninchen sind friedliche Fluchttiere, die sich auch mit anderen Tieren wie Hühnern, Schafen oder Ziegen im großen Auslauf verstehen werden. Doch untereinander wird es Probleme geben, wenn die Böcke geschlechtsreif werden. Wer nur einen Teil schlachtet und den Rest noch sitzen lässt, sollte mit den Böcken anfangen.

Wie würde die Kaninchenhaltung zur Krisenvorsorge aussehen?

Kaninchen Haltung im Käfig zur Krisenvorsorge
Einige Kaninchen im Käfig

Jeder wird in einer Krise mit Blackout oder Unterversorgung zuerst überfordert sein. Im Idealfall macht die Haltung der Kleintiere nur wenig Arbeit. Dieses wäre möglich, wenn die Kaninchen auf eine große Wiese dürfen und über Nacht zu ihrer Sicherheit in einen großen Stallbereich mit mehreren Schlafboxen kommen.

Denn offen gesprochen: Die kleinen Ställe mit Etagenbuchten sind alles andere als Tiergerecht und die Fütterung und Reinigung ist nicht ganz ohne.

Eine Kaninchenweide muss sehr viel Deckung mit Sträuchern bieten. Der Zaun müsste entweder für wenigstens 50 cm im Boden versinken oder aber mit 2 Meter Höhe unten mit 75 cm nach innen umknicken. Der Zaun wäre dann noch 1,25 Meter hoch und die Kaninchen kommen nicht raus. Buddeln diese doch Fluchtwege, wird ihnen ein Stein in das Loch gelegt, dann kommen sie nicht weiter.

Um die Kaninchen besser trennen zu können, sollte es mehrere kleine Weidebereiche geben. Oder die Kaninchen kommen nur tageweise auf die Weide. Zumindest wäre selbst eine kleine eingezäunte Kaninchenweide besser als keine, weil die Tiere dringend mal Bewegung brauchen. Zu bedenken bleibt, dass scheue Kaninchen sich nicht gerne fangen lassen und möglichst stressfrei zurück in den Stall können.

In der kommerziellen Kaninchenhaltung ist es in einigen Ländern inzwischen verboten, die Kaninchen in einer nach oben geschlossenen Box zu mästen. Die Fluchttiere wollen immer den Himmel beobachten.

Wo kann man Kaninchen halten

Deswegen wäre ein Nebengebäude perfekt, welches sich mit Trennwänden unterteilen lässt. In jeden Bereich werden Schlafkisten integriert, die sich sogar noch an einer Wand befestigen lassen. Die Kaninchen brauchen nur eine Rampe, aber der untere Bereich lässt sich sehr einfach reinigen. Die Futter- und Wasserstelle kann ebenfalls erhöht liegen.

Eine trächtige Häsin möchte sich zu anderen Kaninchen absondern. Es muss also kleinere Bereiche geben oder aber Trennwände in den größeren Bereichen. Die Aufzucht der Jungtiere erfordert immerhin Ruhe und Schutz, ein Rammler und selbst eine streunende Katze sind bereits gefährlich.

Sicherlich wäre es bequemer, die Kaninchen an einer geschützten Stelle in einen beengten Boxenstall zu stecken und gelegentlich in den Auslauf zu setzen. Dieses wäre eine Option für die trächtige Häsin und den auserwählten Rammler.

Wer jedoch über 50 Jungtiere aufzieht, kann diese besser in offene Buchten geben und rechtzeitig nach Geschlechtern trennen. Auch die Häsinnen könnten am bequemsten so überwintern, doch sie kämpfen erst um den Rang und verstehen sich nicht immer. Der nicht zu knapp bemessene Boxenstall wäre also allein zum Zwecke der Isolation aggressiver Tiere sinnvoll.

Zu bedenken bleibt jedoch, dass Kaninchen gesellig sind und nie allein gehalten werden sollen. Nur, dass zwei Böcke sich auf beengtem Raum bekämpfen werden.

Zumindest muss der Stallbereich über Nacht immer sicher sein, weil Füchse Marder und auch Mauswiesel dann aktiv sind. Für letztere wäre eine Maschenweite von maximal 13 x 13 mm mit einer Stärke von 1,3 mm nötig, um sie abzuhalten. Luftöffnungen oder Schwachstellen sollten mit solch einem Draht gesichert werden.

Die Pflege der Kaninchen

Unter hygienischen Haltungsbedingungen mit guter Fütterung werden Kaninchen sehr selten krank. Und nur mit großem Pech haben sie eine Seuche wie Myxomatose. Gehen solche viralen Erkrankungen um, wäre es also besser, die Kaninchen drinnen zu lassen, wenn diese nicht dagegen geimpft sind.

Kaninchen suchen sich ihre Ecken und genau diese sollen immer dann gereinigt werden, wenn wieder alles nass ist. Die andere Einstreu kann in diese Ecken kommen, um die freien Stellen mit frischer Einstreu aufzufüllen. Ob Hobelspäne, gehäckseltes Stroh oder vergilbtes Heu, die Einstreu soll nicht zu viel stauben. Verschmutzte Einstreu lässt sich kompostieren und im kommenden Jahr als Dünger für den Gemüsegarten verwenden.

Es gibt neben viralen Infekten auch weitere Erkrankungen und außerdem Parasiten. Ein prüfender Blick auf die Kaninchen gehört also dazu, um rechtzeitig zu handeln. Doch abgesehen der Seuchen ist mit Hygiene und gutem Futter das meiste bereits abgewendet.

Kaninchen richtig füttern

Kaninchen sind bei der Ernährung in gewisser Weise anspruchsvoll. Sie benötigen frische Gräser und weiches Heu für den Zahnabrieb, sonst können sie irgendwann nicht mehr fressen. Außerdem sind sie gegen plötzliche Umstellungen in der Ernährung empfindlich.

Sie scheiden langfaseriges Futter direkt aus und schieben mit der Darmwand die kurzen Fasern in den Blinddarm, um diese aufzuschließen. Dann scheiden sie den Blindarmkot aus und fressen diesen. Doch die Blinddarm-Bakterien sind für plötzliche Futterumstellungen zu träge, wodurch es zu Verdauungsproblemen kommt. Wer die Fütterung ändert, sollte das also immer nur langsam fließen lassen.

Perfekt ist es, wenn Kaninchen ständig weiches Heu haben und täglich Frischfutter erhalten. Frischer Wiesenschnitt, Reste aus dem Gemüsegarten oder der Rückschnitt von Obst- und Beerengehölzen wird gerne gesehen. Zumindest den frischen Wiesenschnitt sollte es täglich geben. Wer eine satte Wiese im Herbst lang lässt, kann diese Stück um Stück noch im Winter mähen, wenn der Großteil der Tiere ohnehin schon Geschichte ist.

Kraftfutter ist für Kaninchen nur bei einem Mehrbedarf sinnvoll. Trächtige oder säugende Häsinnen und junge Kaninchen haben einen erhöhten Bedarf. Zu beachten bleibt, dass Kaninchen nicht alle Getreidearten gut verdauen können. Auch die anderen sollen nur mit Spelz und nicht als nackte Körner gegeben werden.

Auf Weizen und Roggen wäre also zu verzichten. Gerste, Hafer und sämtliche Hirse-Arten würden gehen. Sinnvoller wäre jedoch, geeignetes Knollengemüse wie Karotten, Pastinaken, Knollensellerie oder Knollenpetersilie als Ergänzung zum Grünfutter zu geben. Dieses darf nicht fehlen, da das Knollengemüse allein zu wenig Rohfaser enthält. Zumindest lässt sich dieses leicht und lange einlagern, Kartoffeln sind jedoch ungeeignet.

Wichtig bleibt, dass die Kaninchen immer frisches Wasser haben, selbst wenn sie den Großteil ihres Wasserbedarfs mit Frischfutter aufnehmen werden.

Kaninchen schlachten

Der wohl unangenehmste Teil der Kaninchenhaltung ist die Schlachtung. Wer die kleinen erst aufzieht und dann erlegen soll, schreckt gerne zurück. Doch anders geht es leider nicht. Bei den ersten Malen sollte jemand mit Erfahrung dabei sein.

Der Tierschutz verlangt, dass Tiere möglichst schmerz- und stressfrei geschlachtet werden. Sie sind also zuerst zu betäuben. Den Tieren mit einem Knüppel eins über den Schädel ziehen, ist vielleicht nicht immer ein Treffer. Besser wäre es, sich einmal ein kleines Bolzenschussgerät für Kaninchen zu besorgen.

Im hygienischen Schlachtraum werden die Kaninchen auf einen Tisch gesetzt, um sie an den Hinterohren zu packen und zu halten. Mit der anderen Hand wird das gespannte Bolzenschussgerät auf den Schädel gehalten und im ruhigen Moment gelöst. Klappt es einmal nicht, muss es dennoch vollendet werden, weswegen die Keule immer griffbereit zur Seite steht. Zumindest ist es normal, dass betäubte Kaninchen noch kurz zucken, da die Nerven reflexartig funktionieren. Sie spüren aber keine Schmerzen mehr.

Unmittelbar nach der Betäubung werden dem Kaninchen beide Halsschlagadern geöffnet, damit es ausblutet. Das Blut soll dabei direkt aufgefangen werden. Erst dann, wenn das Kaninchen komplett ausgeblutet und damit ganz sicher bereits tot ist, wird zu den Hinterläufen das Fell eingeschnitten und ein Stück runtergezogen.

Nun wird das Kaninchen mit den Hinterläufen aufpassender Höhe aufgehangen. Das Fell wird von beiden Hinterläufen zum Bauch und vom Bauch zum Hals aufgeschnitten, auch zu den Vorderpfoten. Nun kann es runtergezogen werden. Kopf und Pfoten können dranbleiben oder bereits verschwinden, sie sind für die Zubereitung in der Küche immerhin unerwünscht.

Erst jetzt wird die Bauchdecke geöffnet, um die Innereien zu entnehmen. Hierbei sind Innereien wie Därme, Hoden, Blase, Magen, Nebennieren zu entsorgende Abfälle. Nieren, Leber, Herz und Lunge eignen sich jedoch für die Verwertung.

Kaninchen Schlachten – was tun mit den Überresten

In freier Natur fressen Hunde die Tiere ganz. Wer einen großen „Allesfresser“ hat, kann es diesem geben, um sich die Entsorgung zu ersparen. Bei größeren Mengen müsste es immerhin eine fachgerechte und damit kostenpflichtige Entsorgung sein. Ansonsten gehören kleinere Mengen zum haushaltsüblichen Restmüll, aber wirklich nur kleinere Mengen.

Wer die Felle noch verwenden möchte, muss diese direkt spannen und auf der Innenseite das Fett abschaben.

Zu beachten bleibt, dass z.B. die Gallenblase sauber herausgetrennt wird, da ihr Inneres das Fleisch in Mitleidenschaft ziehen kann. Es gehört halt etwas Routine dazu, weswegen die ersten Male jemand mit Erfahrung dabei sein soll.

Anzumerken bleibt, dass wegen der Hygiene eine Weitergabe ohne Schlachtraum und Sachkundenachweis für Schlachtungen nicht erlaubt ist. Das gilt selbst für unentgeltliche Schenkungen. Es wären dann die lebendigen Kaninchen zu überreichen.

Lohnt die Kaninchenhaltung zur Krisenvorsorge?

Keiner weiß, wann eine Krise kommt und wie diese aussieht. So oft sah es bereits so aus und ging doch wieder gut. Das wird aber nicht immer so sein. Ist es irgendwann so weit, müssen wir vielleicht nicht ausharren, sondern flüchten, ein Fluchtrucksack wäre dann perfekt.

Für eine kurze Krise wie einen Blackout wären also Langzeitnahrung, Wasseraufbereitung und vielleicht der Fluchtrucksack die deutlich bessere Wahl. Käme jedoch eine langgezogene Durststrecke aufgrund einer schweren Rezession mit Lieferengpässen, wäre die Kaninchenhaltung eine gute Krisenvorsorge. Sicherlich legen Kaninchen keine Eier und lassen sich immer nur einmal abziehen. Ein paar Hühner für frische Eier, die ohnehin lieber das Kleingetier verspeisen, stören auf der Kaninchenweide nicht.

Wer für das Fleisch mehr Kaninchen hält, braucht weniger Kraftfutter für weniger Hühner. Die Kaninchen müssen auch nicht alle bereits im Herbst dran glauben, wenn noch genug Heu einlagert. Im Idealfall hoppeln die Jungtiere nach der Säuge Phase bereits über die Wiese und suchen ihr Futter selber. Solange sie genug Deckung vorfinden, sollten die meisten bis zum Herbst durchhalten.

Wichtig bleibt jedoch, die richtige Kaninchenrasse zu wählen. Es gibt kleine Zierrassen für Hobbyhalter, aber auch sehr große Kaninchen, die dafür viel mehr Futter brauchen. Besser wäre eine mittelgroße Rasse mit kurzem Fell und senkrecht stehenden Ohren wie Neuseeländer. Ein zu langes Fell verklebt und kann einen Parasitenbefall beflügeln. Klappohren hindern die Sinne, wodurch solche Kaninchen umso schneller von Raubvögeln erbeutet werden.

Ein paar Kaninchen retten einen sicherlich nicht in einer knallharten Krise. Wären sie dann im Wege, landen sie halt der Reihe nach im Topf. In einer langgezogenen Durstphase sind Kaninchen im großen Garten mit viel frischer Wiese jedoch sehr sinnvoll.

Wer als Selbstversorger einen Bereich für Gemüse und einen für Obstbäume und Beerensträucher hat, kann letztere einzäunen. Ohne zusätzlichen Platzbedarf muss nur noch ein kleiner Schuppen umgebaut und ein Boxenstall an geschützter Stelle aufgebaut werden. Schon kann die Hobby-Kaninchenzucht zur Krisenvorsorge gelingen.

Robert - Blackout und Krisenvorsorge
Blackout-Bist Du Bereit
Logo